Genmais-Polenta: nein danke!
SP: Abstimmungen vom 27. November 2005

Neue Technologien bergen immer Chancen und Risiken zugleich. Deshalb ist es vernünftig, verantwortungsvoll zu handeln. Einmal freigesetzt kann niemand verlässlich voraussagen, wie sich lebendige Organismen verhalten werden. Was bewirkt ein Gen, das von einer Alge oder einer Meeresschnecke entnommen und in den Gencode einer Getreidepflanze eingesetzt wurde?

JA zum Genmoratorium in der Landwirtschaft
Gene haben Hauptwirkungen, die berechenbar und Kreuzwirkungen mit anderen Genen, die unberechenbar sind. Ausserdem können Gene offenbar auch auskreuzen oder auf andere Organismen überspringen. Das Hauptproblem jedoch ist, dass sich Lebewesen unkontrolliert vermehren, andere Organismen verdrängen und Ökosysteme total umstürzen können. All diese Risiken sind dermassen unkalkulierbar, dass ein Zuwarten von 5 Jahren, um weiter zu forschen und Informationen zusammen zu tragen, unbedingt notwendig ist.

Aber die Risiken der Gentechnologie sind nicht der einzige Grund für ein Ja zur Moratoriums-Initiative. Die gesamte Stossrichtung, welche hinter dem Drang nach Gentechnik-Einsatz in der Landwirtschaft steckt, ist grundfalsch. Unter dem Diktat kurzfristiger Gewinnmaximierung in den Agrokonzernen entstehen gefährliche Abhängigkeiten und Einseitigkeiten. Zum vom Menschen bewirkten Artensterben in der Natur kommt noch eine Sortenverarmung in der Landwirtschaft hinzu. Und diese neuen Sorten werden nicht im Eigentum der Allgemeinheit, sie werden Privateigentum sein. Die Nahrung wird kein Menschenrecht mehr sein, sondern ein Hebel der wirtschaftlichen Erpressung. Weltweit wird der Bauer in Zukunft nicht mehr einfach einen Teil seiner Ernte wieder als Saatgut verwenden können, sondern von den Lieferungen der Multis abhängig sein. Und wenn dann eine dieser Grosssorten der Zukunft versagt, von einem neuen oder alten Schädling eliminiert werden wird, wird es Hungersnöte geben, wie im Mittelalter. Zu all diesen Gefahren und Klumpenrisiken gibt es eine klar bessere Alternative: Der moderne Biolandbau, mit starken und selbstbewussten Bauern, gepflegten und sauberen Böden, schönen Kulturlandschaften,
vielen Sorten und wenig Chemie.

Heine J. Dietiker