Abstimmungen vom 13. Juni: «JA» zu Pestizid- und Trinkwasserinitiative 

Wasser ist bekanntlich die Grundlage des Lebens und unser wichtigstes Lebensmittel – es fliesst auf Wunsch aus dem Wasserhahn - alles Paletti? Leider nein, auch nicht in Wallisellen. 

Pestizide sind – definitionsgemäss – starke Gifte. In vielen Ländern des Südens sind Pestizidvergiftungen ein massives Gesundheitsproblem. Aber auch die tiefen Dosen, denen wir in unseren Breitengraden typischerweise ausgesetzt sind, schaden unserer Gesundheit, den Insekten und sie zerstören die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig.

Grenzwerte überschritten

2019 überschritt das Fungizid Chlorothalonil (bzw. dessen Abbauprodukte) den Grenzwert für Trinkwasser in Wangen-Brüttisellen. Die Gruppenwasserversorgung Lattenbuck - die auch uns Wallisellerinnen und Wallisellern das Wasser liefert - musste nicht nur zwei Grundwasserpumpwerke stilllegen, sondern zusätzlich seither jeden Tag schwimmbadweise teures Fremdwasser zumischen. Aber auch die Wasseranalyse vom letzten Oktober zeigte noch immer überhöhte Werte. 

Pestizide sind schnell versprüht, aber die Folgen bleiben langfristig.

Deswegen ist auch das Pumpwerk im Hardwald - dem Walliseller “Hausberg” - bis heute abgeschaltet. Die Stilllegung der Brunnen ist keine Lösung - die Gifte bleiben noch lange in den Grundwasserseen der Region. Übrigens: die massiven Zusatzkosten für den Wasserzukauf und eventuelle Reinigungsstufen wird längerfristig auf die Wasserkonsument*innen überwälzt werden müssen. 

In dieser Wasseranalyse fällt auf, dass die Summe der gemessenen Pestizide etwa die Hälfte des Summengrenzwertes beträgt und dies, obwohl nur eine (atypische) Auswahl von Pestiziden gemessen wurde. Die Messung aller Stoffe ergäbe wohl eine grössere Summe, ob über oder unter dem Grenzwert bleibt Spekulation. 

Trotzdem existieren Gefahren

Dank der Schliessung der Pumpwerke und den Verdünnungsmassnahmen sind nun die Teilmessungen in Wallisellen unter den Grenzwerten, aber es bleiben dennoch Gefahren für Mensch und Umwelt. 

Denn Erstens kann man sich zwar, wie in der Werbung verschiedener Wasserversorger, auf den Standpunkt stellen, dass unter den gesetzlichen Grenzwerten alles ok sei - nur funktioniert die Biologie leider nicht so. Auch kleine Dosen verursachen Schäden (z.B. bei Radioaktivität, Rauchen oder Asbest), wenn auch zum Glück seltener. 

Zweitens enthält unser Trinkwasser nicht nur ein einziges Gift, sondern eine Mischung von vielen verschiedenen - die Wissenschaft weiss erst wenig über die Interaktionen innerhalb dieses Giftcocktails und dessen langfristige Effekte - bekannt ist jedoch, dass sich die Wirkungen gegenseitig verstärken können, die Gesamtwirkung also schlimmer werden kann als die Summe der Einzelwirkungen. 

Drittens sind Pestizide so zusammengesetzt, dass sie die Zielpflanzen oder -Tiere maximal schädigen, Mensch, Nutzpflanzen und -Tiere jedoch möglichst schonen. Wenn sich die Konzentration der Gifte aber schon in der Grössenordnung für die Grenzwerte für Menschen bewegen, wie ist dann der Schaden an unserer Umwelt? 

Und Viertens fällt bei den Wasseruntersuchungen auf, dass viele der gemessenen Pestizide schon lange verboten sind. Diese Gifte bauen sich eben nur langsam ab. Ein Verbot erst nach einem juristensicheren Beweis der Schädlichkeit kommt deshalb oft viel zu spät. 

Zukunft der Landwirtschaft

Es ist klar: Pestizide gehören weder ins Trink- noch ins Grundwasser – auch nicht in Spuren - und deshalb werde ich am 13. Juni "JA" zur Trinkwasser- und "JA" zur Pestizidinitiative stimmen. 

Natürlich braucht es nach dem  "JA" eine Umstellung bei der Landwirtschaft. Eine breite Mehrheit in der Schweiz unterstützt die Subventionen für Bäuerinnen und Bauern, aber nur, wenn sie sich Richtung giftfreie, umweltverträgliche und klimaschonende Landwirtschaft bewegen - wie das z.B. Biobetriebe seit Jahrzehnten erfolgreich praktizieren. 

Ursachen Bekämpfung wichtig

Ohne diese Richtungsänderungen werden die Kosten für Trinkwasseraufbereitung und Schadensbegrenzung weiter anwachsen. Besser zweimal "JA" zu diesen Initiativen sagen und damit die Ursachen bekämpfen. 

  Anzeiger von Wallisellen vom 20.5.2021

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