Wenn Chemikalien aus der Erdölproduktion im Tschad die Flüsse vergiften und Menschen dadurch Brandblasen, Sehverlust und Schmerzen erleiden und Tiere sterben, dann braucht Glencore sich nicht dazu zu äussern. Wenn hochgiftige Pestizide in Indien tödliche Vergiftungen verursachen, dann kann Syngenta einfach wegschauen. Wenn Zementstaub die Luft, den Boden und das Wasser im nigerianischen Dorf Ewekoro verschmutzt und für die Menschen irreversible Organschäden zur Folge hat, dann muss sich LafargeHolcim nicht dafür rechtfertigen. Wie kann es sein, dass kein Gesetz die Konzerne dazu verpflichtet, die Menschen und die Natur in der Nähe der Fabriken zu schützen?
Tausende Menschen sind in den letzten zwei Jahren auf der ganzen Welt auf die Strasse gezogen und haben sich lautstark für eine hoffnungsvolle und eine Zukunft mit Zuversicht eingesetzt. Die Klimabewegung hat wachgerüttelt, für Furore und Unsicherheit gesorgt. Gezeigt hat sie uns jedoch vor allem eines: Die Klimakrise ist die wohl grösste Herausforderung unserer Gegenwart. Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir müssen die Notbremse ziehen, um nicht den Tipping Point zu erreichen – die unwiderrufliche Abwärtsspirale, die Meeresspiegel steigen lassen, riesige Baumflächen in Brand setzen, Dürren und Hungerkrisen auslösen würde. Viele Grosskonzerne sind sich ihrem Einfluss auf die Entwicklung der Klimakrise bewusst und doch agieren sie, als gäbe es kein Morgen: Riesige Flächen Wald werden gerodet, um Kohle zu gewinnen. Der dadurch entstehende Umweltschaden ist immens. Grünfelder werden durch Abfallstoffe kontaminiert, der Lebensraum verschiedener Tierarten geht verloren und ganze Ökosysteme geraten ins Wanken.
Solche Szenarien machen uns wütend. Sie klingen schrecklich – und dennoch beruhigen wir uns damit, dass wir selbst doch unser Bestes tun und solche Gräueltaten niemals zuliessen, läge die Entscheidung bei uns. Die Konzernverantwortungsinitiative bietet jetzt die Chance, Konzerne zu Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Menschenrechte und Umweltstandards mit Füssen treten.
Darum stimmen wir am 29. November JA zur Volksinitiative «Für Verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt». Wir stimmen ja, weil Freiwilligkeit der Konzerne nirgendwo hinführt und weil es Gesetze braucht. Wir stimmen JA, weil wir für unsere Werte einstehen. Wir stimmen JA, weil die Initiative das Selbstverständliche fordert. Stimme auch Du JA, um Deinen Teil beizutragen.
Anzeiger von Wallisellen vom 5.11.2020