An der Schlulgemeindeversammlung am 21. September 2020 werde ich aus verschiedenen Gründen gegen den Projektierungskredit für den Neubau Schulhaus Bahnhofstrasse 13 stimmen.
Ein Schulhaus mit nur 6 Klassenzimmern bildet eine sehr kleine Schuleinheit. Mir fehlt das pädagogische Konzept, wie diese Schuleinheit in Zukunft genutzt werden soll. Wird dies eine neue geleitete Schule oder wird sie zu einer anderen Schuleinheit dazugehören? Welche Stufen sollen dort unterrichtet werden? Da es jetzt bereits einen bestehenden Kindergarten vor Ort hat, gehe ich davon aus, dass es weiterhin 1-2 Kindergärten im neuen Schulhausgeben geben wird.
Somit bleiben noch 4 Klassen für die Primarstufe. Macht es Sinn, nur 4 Primarklassen an einem separaten Standort zu führen ohne das Synergiepotenzial zu anderen Schulhäusern nutzen zu können?
4 Klassen sind zu wenig für einen ganzen Klassenzug der Primarstufe, aber auch zuwenig für eine reine Unterstufenschule mit jeweils 2 Parallelklassen. Das bestehenden Primarschulhaus Bubental weist auch nur 6 Klassen auf,die Schule kann jedoch auf die Infrastruktur der Sekundarschule Bürgli zurückgreifen (Turnhalle, Sportanlagen, Räume für Mittagstisch).
Aufgrund der baurechtlichen Situation muss das Schulhaus auf 2 Volumen aufgeteilt werden. Dies führt dazu, dass die Bau- und Unterhaltskosten unnötigerweise erhöht werden aufgrund der 2 Treppenhäuser und 2 Liftesowie der grösseren Fassadenabwicklung. Zudem entstehen auch diverse betriebliche Nachteile. Mit nur 1 Klassenzimmer pro Etage ist es weniger gut möglich, klassenübergreifende Projekte mit einer anderen Klassedurchzuführen. Auch die Gebäudereinigung wird durch die 2 Gebäudevolumen und wenigen Klassenzimmer pro Etage zusätzlich verkompliziert und teurer. Gerade die aktuelle Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das Thema Gebäudereinigung auf einmal werden kann. Nicht zuletzt sollte auch an die ökologische Nachhaltigkeit gedacht werden. Mit den 2 Volumen ist das Schulhaus weniger kompakt und benötigt dadurch mehr Betriebsenergie und graue Energie. Gerade bei der öffentlichen Hand sollte das Thema Ressourcenschonung hoch gewichtet werden.
Bei einem Vergleich mit den aktuellen kantonalen Schulbauempfehlungen fällt vor allem das Defizit bei den Aussenflächen auf. Während bei Schulen ab 10 Klassenzimmern zusätzlich zur Pausenfläche ein Allwetterplatz und ein Rasenspielfeld erstellt werden sollte, reicht bei Kleinschulen wie hier ein nutzbarer Platz mit einer Grundfläche von mindestens 20 x 30m2, was jedoch aufgrund der knappen Platzverhältnisseauch nicht möglich ist. Mit einer Grundfläche von 1'200m2 ist das Grundstück aus meiner Sicht zu klein, um das vorgesehene Raumprogramm aufzunehmen. Zum Vergleich: Das Areal ist praktisch auf den m2 gleich gross wie das Grundstück des Doppelkindergartens Bachofen. Wenn man dort die 40 Kinder in der Pause herumtoben sieht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass die 4 zusätzlichen Primarklassen, der Mittagstisch und all die anderen Nutzungenauf dem Grundstück Platz finden sollen.
Auch die Parzelle Bahnhofstrasse 13 wäre ideal für einen Doppelkindergarten mit bedarfsgerechten Aussenräumen, wenn möglich unter Wahrung der historischen Bausubstanz. In den letzten Jahren sind sehr viele anonyme Neubauten an der Bahnhofstrasse entstanden, welche keine identitätsstiftende Wirkung im Zentrum erzielen können.
Mit den zusätzlichen 12 Klassenzimmern im neuen Schulhaus Integra Square ist der Raumbedarf an zusätzlichem Schulraum gemäss aktueller Prognose mindestens bis ins Schuljahr 2026/2027 gedeckt. Daher sollte nicht aufgrund einer vermeintlichen Dringlichkeit einer suboptimalen Lösung zugestimmt werden.
Vanessa Mantei ist Archtektin und Mitglied beim Komitee für nachhaltige Schulraum sowie der SP
Anzeiger von Wallisellen vom 17.9.2020