Abstimmungen vom 27. September: Nein zum eidgenössischen. Jagdgesetz

Über 4000 Schafe werden pro Jahr auf unseren Alpen Opfer von Krankheiten, Steinschlag oder Fehltritten. Die meisten von ihnen sind monatelang unbetreut, denn Schafhalterei ist in der Schweiz nur selten ein Haupt-Erwerbszweig, sondern meist ein traditionelles Hobby.

Weniger als 10% aller toten Schafe wurden vom Wolf gerissen, meist waren sie aus Trotz gegen Vorschriften oder wegen des grossen Aufwandes ungeschützt und unbehütet gewesen. Diese Schafe werden den Eigentümern vom Bund vergütet. Trotzdem wehren sich Traditionskreise in den alpinen Kantonen fanatisch für die Wieder-Ausrottung des Wolfes, und dortige Politiker unterstützen sie bis hin zur Tolerierung von Wilderei.

Mit dem neuen Jagdgesetz soll der Schutz des Wolfs, einer einheimischen Tierart, fast völlig beseitigt werden, insbesondere sollen die Kantone präventiv Abschüsse vornehmen können.
Aber damit war das Parlament in seiner alten Zusammensetzung noch nicht zufrieden! Weitere geschützte Arten, die dem Menschen gelegentlich in die Quere kommen könnten, sollen durch Beschlüsse des Bundes und insbesondere der Kantone ebenfalls zum Abschuss frei gegeben werden können. Wie wenn Tiere sich an kantonale Grenzen hielten! Zum Teil waren sie bereits einmal ausgerottet worden, wie der Biber, der Fischotter oder der Luchs. Auch Graureiher, Adler oder Kormoran drohen kantonale Abschusskampagnen, ohne dass das Gesetz noch einmal gelockert werden müsste.

Feldhase, Birk- und Schneehuhn sind sehr selten geworden und stehen eigentlich unter Schutz. Aber im neuen Jagdgesetz bleiben sie jagdbar, ein unerträglicher Widerspruch!

Dabei sind doch die Natur und die Tierwelt mit ihrer unendlichen Vielfalt ein Ganzes. Von der Blattlaus bis zum Braunbären besteht eine Nahrungskette, die auch die Pflanzenwelt vielfältig und stabil erhält. Der Hirsch hat sich seit seiner Fast-Ausrottung im 19. Jahrhundert stark vermehrt. Zusammen mit dem ebenfalls allzu häufig gewordenen Reh, welches von der Intensivlandwirtschaft in die Wälder verdrängt wurde, verhindert er die natürliche Verjüngung unserer Wälder. Kein Wunder, begrüssen die meisten Förster die Rückkehr des Wolfes in die Schweiz! Er wird sich so lange ausbreiten, als Überbestände von Hirsch und Reh ihn satt machen, dann stellt sich ein neues Gleichgewicht zwischen Jäger und Beute ein.

Wer die faszinierende einheimische Tierwelt kennt und liebt, lehnt dieses missratene Jagdgesetz ab.

Ruedi Lais, SP-Kantonsrat und

Vorstandsmitglied von Pro Natura Zürich

Anzeiger von Wallisellen vom 3.9.2020

Argumente der SP