Nein zur kantonalen Volksinitiative "Wildhüter statt Jäger":
Eine „Tierpartei“ will mit der Volksinitiative „Wildhüter statt Jäger“ im Kanton Zürich die Revierjagd durch Mitglieder von privaten Jagdgesellschaften abschaffen. An ihrer Stelle sollen staatliche Wildhüter die Wildbestände regulieren, was laut der Tierpartei 12 Millionen pro Jahr kosten würde. Das ist gleich viel, wie der Kanton bisher für den gesamten Naturschutz aufwendet! Bisher hat einzig der Kanton Genf die Jagd in gleicher Weise verboten. Die beiden Kantone lassen sich aber nicht vergleichen. Genf hat nur 12% Waldanteil gegenüber 30% in Zürich und ist ungleich dichter besiedelt.
Es ist unbestritten, dass im Kanton Zürich Rehe, Wildschweine und zunehmend auch Rothirsche grosse Schäden an jungen Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen verursachen. Diese Wildarten weisen viel zu grosse Bestände in unserem dicht besiedelten Kanton auf, und der Austausch der Populationen untereinander ist an sehr vielen Orten durch Autobahnen und andere künstliche Hindernisse blockiert. Die natürlichen Feinde des Wildes wären nebst dessen Parasiten eigentlich Wolf, Luchs und Bär. Deren Ausbreitung in die Agglomeration Zürich wird noch auf lange Zeit keinen Beitrag zum Abbau der zu grossen Wildbestände leisten; dazu fehlt es an Lebensraum.
Obwohl dem Autoverkehr im Kanton jährlich fast 4000 Wildtiere zum Opfer fallen, braucht es also die Jagd. Diese soll durch verantwortungsbewusste, gut ausgebildete und aufmerksame Jägerinnen und Jäger erfolgen. Die Tierpartei wirft auf ihrer Homepage der heutigen Jägerschaft vor, überaltert, bequem und dem Alkohol nicht abgeneigt zu sein. Happige Vorwürfe! Es mag tatsächlich den einen oder anderen nicht ganz fitten Jäger (oder Tierschützer!) geben. Anders als in Patentjagd-Kantonen wie Graubünden oder Wallis sind aber bei uns die Jagdgesellschaften für ihr Revier, von denen es 169 gibt, verantwortlich. Sie müssen den Wald und die Jagdvorschriften genau kennen und die notwendigen Abschusszahlen erreichen. Wenn sie wiederholt gegen diese Vorschriften verstossen, verlieren sie das Revier.
Es ist sehr fraglich, ob ein paar kantonale Wildhüter die Freiwilligenarbeit der vielen Hundert Jägerinnen und Jäger sowie ihrer Helfer bei den Treibjagden in 169 Revieren ersetzen und genügend Wild erlegen können, um dramatische Schäden am Jungwald und in den Äckern zu verhindern.
Das Leben als Wildtier ist kein „Plausch“ im menschlichen Sinn. Sinnloses Leiden durch die Jagd ist trotzdem zu vermeiden, und selten gewordene Tierarten sind vor der Jagd zu bewahren. Die SP will deshalb bei der laufenden Revision des Jagdgesetzes den Katalog der jagdbaren Arten reduzieren – zum Beispiel um den Feldhasen und Wasservögel – und die Baujagd mit Hunden auf Fuchs und Dachs verbieten.
Unsere Wälder müssen verschiedensten Ansprüchen genügen. Forstwirtschaft, Erholung, Naturschutz und auch die Jagd müssen einander gegenseitig respektieren. Extremhaltungen wie diejenige der Tierpartei erschweren einvernehmliche Lösungen und gefährden so den Wald, unser wertvollstes gemeinsames Erholungsgebiet.
Wie alle Parteien und die Umweltorganisationen des Kantons Zürich empfiehlt deshalb die SP ein klares Nein zur Initiative „Wildhüter statt Jäger“.
Ruedi Lais ist SP-Kantonsrat und Vorstandsmitglied Pro Natura Zürich
erschien im Anzeiger von Wallisellen vom 30.8.2018