Veranstaltung zum Landesstreik von 1918 im Zwicky am 13.9.2018
Bürgerkrieg?
Im ersten Entwurf der Einladung zu dieser Veranstaltung hiess es noch: «die Schweiz stand am Rande eines Bürgerkrieges», doch wie der aufmerksame Teilnehmer der Veranstaltung erfahren konnte, stimmte das nicht. Für einen Bürgerkrieg braucht es zwei bewaffnete Gegner, doch 1918 war nur die Armee und allenfalls die rechten Bürgerwehren bewaffnet, nicht aber die ArbeiterInnen.
Wegweisende Forderungen
1918 streikten eine Viertel Million Frauen und Männer für neun Forderungen aus drei Gebieten:
- Demokratie, z.B. Proporzwahl des Nationalrates und Frauenstimmrecht
- Arbeits- und Lebensbedingungen, z.B. 48-Stunden Woche und bessere Lebensmittelversorgung
- Soziale Sicherheit, z.B. AHV
Aus heutiger Sicht weder revolutionär noch staatsgefährdend. Die Hälfte der Forderungen sind zwischenzeitlich verwirklicht und gehört zur unverzichtbaren Basis unserer Gesellschaft. Obwohl der Generalstreik ohne Konzessionen abgebrochen wurde, waren seine Forderungen wegweisend.
Gegenreaktion
Die Armee veranstaltete nach Streikende ein grosses Defilee in Zürich – eine kalkuliert provozierende Machtdemonstration. In der bürgerlichen Erinnerungskultur wurden noch lange Zeit Verschwörungstheorien über ausländische Agitatoren gepflegt – der Landesstreik sollte schlechtgemacht werden, unbehelligt von Fakten.
Veranstaltung
«Der Landesstreik 1918 zwischen Geschichtspolitik und Geschichtswissenschaft» war Thema des, mit zeitgenössischen Karikaturen illustrierten, Referats von Dr. Roman Rossfeld, Historiker an der Uni Bern und Projektkoordinator eines Nationalfonds-Projektes zum Landesstreik.
Eingeladen hatten die SP-Sektionen Dietlikon, Dübendorf und Wallisellen am vorletzten Donnerstag in das ehemalige Fabrikgelände Zwicky. Moderiert wurde von Kantonsratskandidat Boris Previsic aus Wallisellen. Im zweiten Teil der Veranstaltung sang Dominique Feuillet historische ArbeiterInnenlieder.

Kantonsrat
Im dritten Teil sprach Ruedi Lais, SP-Kantonsrat aus Wallisellen, zur Ausstellung «125 Jahre hartnäckig – die SP im Kantonsrat 1893 bis 2018». Er bot das für ihn typische Feuerwerk aus langjähriger Erfahrung, reichhaltigen Faktenkenntissen und lokalen Höhepunkten.
Ähnlich wie beim Landesstreik ist auch hier das Fazi gleicht: obwohl man es im mühsamen politischen Tagesgeschäft kaum spürt – langfristig entfaltet die SP gesellschaftliche Gestaltungskraft.
erschien (leicht verändert, ohne Bild) im Anzeiger von Wallisellen vom 27.9.2018