Gemeindewahlen: Tanja Gerber-Friew kandidiert wieder für die Sozialbehörde.

Seit vier Jahren ist Tanja Gerber-Fries Mitglied der Sozialbehörde. Veraltete Rollenbilder sind ihr ein Graus, die Maxime des Spardrucks ebenfalls. Lesen Sie, was die SP-Frau sonst noch bewegt.

Laut wird es im Haushalt der Familie Gerber-Fries erst nach dem Frühstück, dann wenn bei den Söhnen der Zuckerschub einsetzt. Wobei die Familie auch ganz anders kann. «Es gibt Nachtessen, da spricht keiner ein Wort», erzählt Tanja Gerber-Fries, «dann nämlich, wenn das Essen im Garten mit dem viertelstündigen Abendgeläut der reformierten Kirche kollidiert.» Was zum Glück nicht oft vorkomme, fügt die SP-Frau schmunzelnd hinzu. Und wendet den Blick zur Kirche, die prägnant über dem Haus am Chilerai ragt. «Ein bisschen fast gehört sie mir, die Kirche, hier bin ich getauft und konfirmiert worden, hier habe ich geheiratet», erzählt die Ur-Wallisellerin. «Mir gefällt, dass ich im Dorf viele Menschen kenne und viele Freunde habe.»

Mehr Passion als Hobby, Pferde

Im Teilzeitstudium zur Sozialarbeiterin

Menschen sind für Tanja Gerber-Fries wichtig. Aus diesem Grund bildet sie sich nach dem Wahlen: SozialbehördeKV zur Personalfachfrau weiter. Während zwölf Jahren arbeitet sie bei McKinsey. Als der erste Sohn zur Welt kommt, reduziert sie ihr Pensum, ihr Mann ebenfalls. So richtig glücklich macht sie die Arbeit im HR längerfristig aber nicht. Zu viel Administration, zu wenig Zeit für persönliche Gespräche. Deshalb drückt Tanja Gerber-Fries seit drei Semestern wieder die Schulbank. Im Teilzeitstudium erarbeitet sie sich den Bachelor in Sozialer Arbeit. Und strahlt, wenn sie vom Studium erzählt. Die Schwächsten zu unterstützen, ist ihr ein Bedürfnis und dafür setzt sie sich auch politisch ein. «Es geht darum, den Leuten die Werkzeuge zu geben, damit sie ihre Leben selber stemmen können», ist Gerber-Fries überzeugt.

Mit 13 Jahren am Frauenstreik

In der bürgerlich geprägten Sozialbehörde erkämpft die SP-Frau immer wieder Kompromisse. Das passt zu Tanja Gerber-Fries. Für ihre Zeit eher noch ungewöhnlich, ist sie nach der Scheidung der Eltern beim Vater aufgewachsen. Wobei die Mutter nie weit weg war. «Meine Mutter war eine Frauenrechtlerin, der Vater eher bürgerlich geprägt», erzählt Gerber-Fries. Auch wenn es damals noch kein gemeinsames Sorgerecht gab, lebten ihre Eltern bereits danach. Heute hüten die beiden sogar gemeinsam die Enkel. Man spürt, dass die zweifache Mutter Kraft aus ihrer Geschichte schöpft. Gleichzeitig spürt man aber auch ihre Ungeduld, wenn es um die Veränderung des Rollenbilds der Frau geht. Das erstaunt kaum, wenn man weiss, dass sie schon als 13-Jährige an der Seite der Mutter zum Frauenstreik geschritten ist – und dafür den Handarbeitsunterricht hat schwänzen dürfen.

erschien im Anzeiger von Wallisellen vom 1.3.2018