Letztes Gefecht um die familienergänzende Betreuung
Abstimmungsempfehlung: Ja zum Neubau Hort-Krippe

Das Hort-Krippe-Projekt, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wird mit Argumenten bekämpft, welche an die Zeiten vor Einführung des Frauenstimmrechts erinnern.

Seit über 30 Jahren bietet die Schulgemeinde in Wallisellen Hort- und Krippenplätze an. Das Gebäude an der Weiherstrasse ist in einem für alle sichtbaren heruntergekommenen Zustand. Ein Renovationsprojekt am bestehenden Ort ist vor bald 10 Jahren von der FDP verhindert worden. Auch damals monierte die FDP, es sei zu teuer. Seither hat die Schulpflege immer wieder neu geplant und Alternativen verglichen. Diverse Schulbauten kamen auch noch zeitlich dazwischen. Nun kommt endlich das Neubauprojekt. 10 Jahre später ist es natürlich rund eine Million teurer geworden. Und weil die Politische Gemeinde das Land nicht mehr zur Verfügung stellt, kommen noch Landkosten hinzu. Glaubt irgend jemand, es käme billiger, wenn die Schule nun nochmals bei null anfangen müsste? Und wäre eine erneute Verzögerung angesichts des baulichen Zustandes des gegenwärtigen Gebäudes überhaupt zu verantworten?

Zeichen der Zeit

Es vergeht kein Tag, an welchem wir nicht daran erinnert werden, wie wichtig und dringend Massnahmen zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf sind und dass unbedingt mehr für die Frühförderung und ein verbessertes Sozialverhalten gerade auch der bildungsfernen Schichten getan werden müsse. Und all dies nicht etwa aus barer Menschlichkeit sondern aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Wer es zulasse, dass die Talente eines grossen Teils unserer Jugend nicht gefördert werden, schreibt z.B. der Wirtschaftsdachverband Avenir Suisse, riskiere nicht nur Kosten, weil diese dann keine Lehre machen können, vielleicht sogar auf die schiefe Bahn geraten und zuletzt die Sozialkassen belasten.  Es entgehe der Gesellschaft vor allem auch der Gewinn, welcher sich aus den Lebensleistungen all dieser geförderten Kinder ergeben könnte. Und die FDP Schweiz verkündet, dass jeder Franken, der ins Kleinkindalter investiert werde, optimal und gewinnbringend angelegt sei. Und noch deutlicher: Die Verantwortung für die Schaffung familienexterner Betreuung liege klar bei den Gemeinden. (http://www.fdp.ch/platform/content/element/68587/Familienpolitik.pdf)

Argumente aus der Rumpelkiste

Ganz anders sieht es offenbar der Vorstand der FDP Wallisellen, welcher das Projekt aus Kostengründen ablehnt. Es sei fraglich, ob es sich bei Hort und Krippe um eine staatliche Aufgabe handle. Für den Mittagstisch brauche es keine grössere Küche. Man könne den Kindern in den bestehenden Schulräumen kalte Speisen servieren Und die Betreuung könne in den bestehenden Räumlichkeiten der Schule auch von den Lehrern übernommen werden. (was übrigens keineswegs zu Einsparungen führen würde, da die Stundenlöhne der Lehrer deutlich höher sind, als jene des zu diesem Zweck eingestellten Betreuungspersonals.) Die Bekämpfung von Schulvorlagen durch die FDP Wallisellen ist in den letzten Jahren zu einer festen Tradition geworden. Fast in jedem Jahr hat die FDP versucht, der Schule Wallisellen durch den Entzug von Steuerprozenten den Geldhahn zuzudrehen. Die Einführung der Schulsozialarbeit wollte die FDP durch einen Befristungsantrag zu einem dreijährigen Provisorium reduzieren, mit der Begründung, vielleicht gebe es solche Probleme mit Schülern bis dann schon nicht mehr. Und immer wieder ist aus FDP Kreisen zu hören, dass man ja auch private Anbieter solcher Leistungen finanziell unterstützen könnte. Ist es das, was die FDP will, die Volksschule schwächen damit die Privatschulen mehr rentieren?

Weichenstellung

Es ist erstaunlich feststellen zu müssen, dass in Wallisellen eine seit Jahrzehnten bewährte und heute dringender denn je notwendige Institution wie Hort und Krippe im Jahr 2007 noch grundsätzlich in Frage gestellt wird. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass unsere Gemeinde diese Auseinandersetzung mit den Geistern der Vergangenheit übersteht und sich nicht von seinem Aufbruchkurs abbringen lassen wird. Wallisellen erlebt gerade einen beispiellosen Bauboom. Hunderte von Millionen werden investiert in neue gemischte urbane Areale und in moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastrukturen. Die Wohnbevölkerung wird markant ansteigen, Wallisellen wird endgültig zur Stadt. Es ist ja wohl nicht vorstellbar, dass da für die Betreuung unserer Kinder kein Raum mehr übrig bleibt.

Heine J. Dietiker