• In Wallisellen werden bezahlbare Wohnungen knapp
  • SP: Lokale Handlungsmöglichkeiten in der Wohnpolitik

In der Schweiz sind die Durchschnittsmieten in den letzten 10 Jahren 2% pro Jahr gestiegen. Der Anstieg ist in Städten und in den zugehörigen Ballungsräumen wie zum Beispiel auch in Wallisellen verstärkt feststellbar. Die direkten Folgen wurden im vorhergehenden Artikel aufgezeigt. Aber wo kann eine Gemeinde Einfluss nehmen? Welche Handlungsspielräume existieren?

Die neuesten Grossbauwerke zeigen, dass die Konzepte des verdichteten Bauens konsequent nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen angewendet wurden. Es entstand viel neuer Wohnraum für eine zahlungskräftige Klientel.

Genossenschaftswohnungen 30% billiger

Gemäss Erfassung des statistischen Amtes sind im Kanton Zürich die rund 46'000 Genossenschaftswohnungen 30% preiswerter als die 319'000 Normalwohnungen (Stand 2000). Somit kann eine Gemeinde am ehesten preisgünstigen Wohnraum schaffen, indem sie den genossenschaftlichen Wohnungsbau aktiv unterstützt.

Soziales Verdichten

Verdichtet Bauen ist sinnvoll, wenn einige Leitplanken beachtet werden. Oft ist zum verdichteten Bauen ein Gestaltungsplan notwendig und damit ein Werkzeug zur Einflussnahme gegeben. Es muss nur genutzt werden. So können zum Beispiel Wohnanteile für kostengünstige Familienwohnungen (Stichwort: Kostenmiete) oder Kinderspielplätze, Begegnungszonen und Naturräume auf dem Verhandlungsweg vereinbart werden.

Unter verdichteten Bauen sind nicht nur Objekte wie das Mittim zu verstehen. Auch in den Quartieren kann verdichtet werden. Dabei gilt es, den gewachsenen Charakter der Quartiere möglichst zu erhalten. So sind zum Beispiel Baugenossenschaften denkbar, die sich aus mehreren Einfamillienhausbesitzern oder deren Erben zusammensetzten, welche ihre Gärten zukünftig gemeinsam nützen wollen, und dafür dank wegfallenden Grenzabständen in der vorhandenen Struktur zusätzlichen Wohnraum schaffen können. Es entstehen neue, auch für das Generationen übergreifende Wohnen geeignete Räume, die das Miteinander und soziale Kontakte fördern. Solche Modelle könnten übrigens auch die Energieversorung revolutionieren, indem z.B. mehrere Häuser aus einer gemeinsamen Blockheizkraftanlage mit Nahwärme versorgt werden könnten.

Der Markt regelt nicht alles

Nicht Geld wohnt in den Wohnungen und Häusern, sondern Menschen. Wer soll eigentlich mit ordnender Hand das Wachsen der Gemeinde steuern, wenn nicht die lokale Politik? Wer unsere Gemeinde den zufälligen Resultaten von renditegesteuerten Investitionsentscheiden überlassen will, darf sich nicht wundern, wenn die Gemeinde und ihre Entwicklung bis zur Unkenntlichkeit als fremdbestimmt erscheint.

Dieser Artikel erschien im Anzeiger von Wallisellen